Aus dem bereich Wirtschaftsnachrichten:
Wie Le Temps & SJX Watches berichten soll es zu einer Ausgliederung der Werksherstellung von Tudor kommen. Ich habe die News eigentlich schon am Tag der Veröffentlichung gesehen, bin aber davon ausgegangen das noch was Offizielles von Tudor kommt.
Aber mal von Anfang: Chanel, das seine Bemühungen und Vorhaben in der Uhrenherstellung weiter vorantreibt, hat laut Reuters für 20 Millionen Franken eine 20%ige Beteiligung an der Kenissi SA angekündigt. Kenissi SA ist ein kürzlich gegründeter Hersteller von Uhrwerken und Komponenten. In der Ankündigung von Chanel heißt es auch, dass die erste Armbanduhr mit einem automatischen Kenissi-Uhrwerk an der Baselworld 2019 im März vorgestellt wird.
Doch was hat das alles mit Tudor zu tun? In der ganzen Thematik sind die Partner von Chanel in dem Projekt das interessante. Wie die Schweizer Tageszeitung Le Temps schreibt, ist die Kenissi SA der „Industriearm von Tudor“. Aktuell hat Kenissi seinen Sitz in Genf, wird aber 2021 in ein neues Werk in Le Locle umziehen, wo sich derzeit eine rund 150 Meter lange Fabrik – genannt „Project Gemini“ – im Bau befindet. Laut Angaben von Le Temps, ist die Hälfte des Gebäudes für Kenissi und die andere Hälfte für Tudor vorgesehen.
Dies wird auch durch ein Schweizer Handelsregisterauszüge bestätigt, interessant daran ist auch das Eric Yvon Pirson, Chief von Tudor, als einer der Direktoren der Kenissi Holding SA aufgeführt wird. Ein weiterer Direktor der Kenissi SA ist Jean-Paul Girardin, der im Wesentlichen Breitling leitete, bis diese von der Private-Equity-Gesellschaft CVC übernommen wurde. Le Temps benennt Herrn Girardin als den Mann, der die neue Fabrik in Le Locle leiten wird. Das ist auch nicht verwunderlich, denn Tudor und Breitling haben sich in den letzten Jahren gegenseitig mit Uhrwerken versorgt. Le Temps fügt hinzu, dass der Mehrheitsaktionär der Kenissi Holding SA ein „mysteriöser Industrieller“ ist, der Saphirgläser für viele große Uhrenmarken herstellt. Laut Bericht ist der dritte und letzte Direktor von Kenissi Philippe Jacques Dalloz, der auch Direktor mehrerer Industrieunternehmen ist, die auf die Herstellung und Veredelung verschiedener Uhrenkomponenten, einschließlich Saphirgläser spezialisiert sind. Weitere Informationen und Strukturen über diese Art Joint Venture zu bekommen ist sehr schwer und diese Infos sind stand jetzt auch die einzige sten die ich auftreiben konnte.
Was steckt hinter der Strategie seine Werkproduktion auszugliedern? Meine Gedanken dazu sind, das sich hier ein Gegenpol zu den 3 Groß-Konzernen Richmont, Swatch und LVMH entwickelt. Rolex würde seine Werken niemals ausgliedern, auch wenn das in den Anfangszeiten durchaus üblich war (Panerai wurde bei Rolex gebaut und hatte anfangs Rolex-Werke, Daytona mit Zenith Werk…). Breitling und Tudor stecken schon länger unter einer Decke und wie bereits erwähnt schieben sie sich die Uhrwerke gegenseitig zu. Das dann eine gemeinsame Uhrwerksproduktion der nächste logische Schritt ist um sich dadurch noch unabhängiger von ETA und der Swatch Gruppe zu machen ist denke ich ein guter Weg.
Interessant an dieser strategische Partnerschaft ist auch das alle 3 (Tudor, Chanel und Breitling) bedeutende Namen in der Luxuswelt sind und alle 3 Konzernunabhängig in privater Hand (Stiftung, Private Equity und Familien-Besitz) sind. Ich Blicke der Entwicklung positiv entgegen und denke es ist der richtige Schritt sich von ETA abzuwenden und unabhängiger zu sein. Durch die Ausgliederung und Zusammenarbeit können alle von dem Know-Hows des anderen Profitieren.