Mit diesen Worten gab Hans Wilsdorf am 6. März 1946 nicht nur die Gründung der Marke Tudor bekannt, sondern erläuterte auch gleichzeitig die Unternehmensstrategie. Erst zwei Jahre zuvor hatte Wilsdorf die von Ihm selbst ins Leben gerufene Marke Rolex in den Besitz einer nach ihm benannten Stiftung überführt und damit das Fundament einer Institution zementiert. Die Schöpfung der Tochtermarke Tudor war weiterer genialer Schachzug, mit dem sich Wilsdorf die Sympathien einer nicht so zahlungskräftigen, jüngeren Klientel sicherte.
Hans Wilsdorfs Idee war so einfach wie genial: Zum damaligen Zeitpunkt hatte die Armbanduhr den Höhepunkt ihrer ersten Entwicklungsphase erreicht, und die Öffentlichkeit war in diesen Jahren – als noch kaum jemand an die Optimierung von Ressourcen dachte, wie sie heute von nahezu allen Großunternehmen und Marken praktiziert wird – schon durchaus in der Lage, ein Produkt zu erkennen und zu schätzen, dessen technische, ästhetische und funktionale Qualität garantiert und dessen Vertrieb gesichert war. Zudem stammte dieses Produkt nicht von einem neuen Marktteilnehmer, sondern von einem etablierten Unternehmen wie Rolex, das weltweit für höchste Qualität stand.
Wilsdorfs Unternehmensstrategie ist keine leere Phrase, sie ist Programm: Zwischen 1947 und 1952 bringt TUDOR zunächst das Modell TUDOR Oyster und dann die Kollektion TUDOR Oyster Prince auf den Markt. Eine gelungene Verbindung von Technik und Stil, Zuverlässigkeit, Präzision und Qualität.
[pullquote_left]Ein vielversprechender Anfang für TUDOR[/pullquote_left]Schon in diesen Jahren erscheinen auch die ersten Anzeigen, die ausschließlich für TUDOR werben und in denen Wilsdorf zu erkennen gibt, wie stolz er darauf ist, dass er an der Lancierung der neuen Marke persönlich beteiligt gewesen ist. Ein vielversprechender Anfang für TUDOR.
Das Logo war zunächst die stilisierte Rose aus dem Wappen des englischen Herrscherhauses Tudor, nach dem Hans Wilsdorf sein Unternehmen benannte. Doch TUDOR war nicht nur ein verheißungsvoller Name: Von Anfang an standen technische Stärken im Vordergrund, wie beispielsweise das wasserdichte Oyster Gehäuse oder das mechanische Uhrwerk mit Selbstaufzug. Die rein funktionalen Vorzüge der Armbanduhren wurden zu stilistischen Merkmalen. Und TUDOR wurde eine Uhr für moderne, dynamische Menschen, die sich für die Verbindung von Technik und Stil begeisterten. Die neue Marke, die anfangs von Rolex profitierte, entwickelte nach und nach ihre eigene Identität, unabhängig von der Marke mit der fünfzackigen Krone.
Erste Hinweise auf die Marke TUDOR finden sich bereits im Jahr 1926, als die schweizerische Uhrenfabrik „Veuve de Philippe Hüther“ im Auftrag von Hans Wilsdorf die Marke registrieren lässt. Wilsdorf übernahm sie im Jahre 1936 und gründete zehn Jahre später die Firma Montres Tudor SA. Es sollten jedoch noch einige Jahre vergehen, bis TUDOR dank seiner Produkte und Werbekampagnen in den 1950er-Jahren eine eigene Identität entwickelt hatte.
1952 kam die TUDOR Oyster Prince auf den Markt. Sie wurde der Öffentlichkeit mit einer Pressekampagne vorgestellt, die für die damalige Zeit ungewöhnlich intensiv, aufmerksamkeitsstark und originell war, denn sie beschrieb nicht nur – wie es in jenen Jahren üblich war – ein Erzeugnis der Uhrenindustrie, sondern sie veranschaulichte anhand detaillierter Beschreibungen und Illustrationen auch dessen Belastbarkeit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit. Die Illustrationen zeigen Menschen, die mit einer TUDOR am Handgelenk unter extremen Bedingungen tätig sind, so etwa bei Straßenbauarbeiten und in Bergwerken – Situationen, in denen auf unkonventionelle Weise die Robustheit der Uhren unter Beweis gestellt wird –, nicht wie sonst bei Sportarten wie Golf, Reiten oder Rennsport. Diese Werbekampagne und die mittlerweile anerkannte Qualität der Produkte trugen dazu bei, dass die Armbanduhren mit Zuverlässigkeit und einem eigenständigen, modernen Stil in Verbindung gebracht wurden. Sie weckten das Interesse eines Publikums auch jenseits der Welt, die in den Illustrationen gezeigt wurde.
1952, im selben Jahr, als die TUDOR Oyster Prince präsentiert wurde, kamen 30 Armbanduhren dieses Modells bei wissenschaftlichen Expeditionen der britischen Royal Navy nach Grönland zum Einsatz.
Nach diesen Polarexpeditionen, bei denen die technische Zuverlässigkeit der Armbanduhren unter Beweis gestellt wurde, und dem damit verbundenen Imagegewinn begann TUDOR in den 1960erJahren mit der Entwicklung eines Zeitmessers für professionelle Taucher, der auch für die Ausrüstung von Streitkräften der Marine geeignet sein sollte. Von 1964 bis 1966 wurde die TUDOR Prince Submariner für die US-Marine produziert und von Anfang der 1970er-Jahre bis 1984 wurde das Modell „Marine Nationale“ von der französischen Marine offiziell übernommen.